Ammersee – Erfolgreiche Wrackbergung aus 54m Tiefe
Projektbericht Bergung des englischen Küstenkreuzers Typ Pandora
11.08.06 (Freitag)
Der Ponton wird durch das Spezialunternehmen REC-Gruppe aus Türkheim das erste Mal in den werkseigenen Hallen montiert.
12.08.06 (Samstag)
TÜV-Abnahme des Pontons durch den TÜV-Süd-Beauftragten Herrn Zäuner – einziger Mangel ist ein offener Pluspol am 12 V Ausgang des Hatz-Dieselaggregats.
13.08.06 (Sonntag)
Kleinere Arbeiten am Ponton.
14.08.06 (Montag)
Unser Trimix-Taucher Dirk Zeuner trifft um 9 Uhr in Breitbrunn ein. Um 10 Uhr findet die erste Markierungsfahrt zum Wrack statt. Ziel ist es einen Anker mittig am oder zumindest sehr nahe am Wrack zu platzieren, um dem Taucher einen zielgenauen Abstieg in 54m Tiefe zu ermöglichen. Der Anker wird exakt mittig im Wrack platziert. Damit ist die erste Verbindung mit einer kleinen Boje zur Oberfläche gelungen.
Leider nimmt der Wind ab 14 Uhr stark zu (Böjen bis 45km/h) und der geplante erste Tauchgang wird auf den nächsten Tag verschoben.
15.08.06 (Dienstag)
Sehr starker Wind am Morgen lässt die Hoffnung auf einen Tauchgang zum Wrack auch heute schwinden. Doch am Nachmittag läßt der Wind wie durch ein Wunder plötzlich nach und Dirk kann tauchen. Während der Ponton an Land gezogen wird und eine letzte Überarbeitung erfährt, taucht Dirk das erste Mal zum Wrack. Ziel des Tauchganges ist es, einige Anschlagpunkte abzuklären. Der am gestrigen Tag gesetzte Anker sitzt wie gehofft noch mitten im Wrack – damit kann Dirk direkt zum Wrack abtauchen ohne Zeit zu verlieren. Nachdem Dirk das Orientierungsseil am Mast sicher befestigt hat, schickt er eine rote Signalboje nach oben – das ist das Zeichen für uns am nun stabilen Orientierungsseil eine weitere Leine einzuhängen und diese mit einem Hebesack zu Dirk nach unten zu lassen. Das untere Ende der zweiten Leine wird mit Hilfe einer Bandschlinge am Mast befestigt und soll einen 500 kg Hebesack zur Stabilisierung in 10 m Tiefe halten. Dieser Hebesack dient während des ersten Anheben des Wracks als zusätzliche Entlastung der Haltepunkte und soll über Nacht die Saugwirkung des schlammigen Untergrundes verkleinern. Während wir die Leine zu Dirk herablassen, sucht Dirk nach geeigneten Haltepunkten am Wrack und testet diese gleich mit 4 mitgenommenen Edelstahlschekeln.
Der Tauchgang klappt reibungslos – nach exakt 20 min Grundzeit beginnt Dirk seinen Aufstieg zur Oberfläche – der gesamte Tauchgang dauert nicht ganz eine Stunde. Ergebnis: die Orientierungsleine kann zum „ankern“ am Wrack benutzt werden, eine zweite Leine hält einen noch leeren Hebesack auf 10m Tiefe und die Haltepunkte für die Stahlseile sind bestimmt.
Während die REC-Gruppe den Ponton für die finalen Arbeiten auf den Strand zieht, fahren wir nochmals zum Wrack um den Hebesack mit Luft zu fühlen. Den Tauchgang übernimmt Christian Müller mit Vollgesichtsmaske und damit auch Sprechverbindung zum Boot. Der Hebesack kann im ersten Versuch zwar gefüllt werden, doch die Dehnung des Seils auf 40m ist so hoch, dass er nach dem Füllen etwa 1 m aus dem Wasser ragt. Da damit der gewünschte Effekt der Unterstützung beim Bergen nicht gegeben ist, beschließen wir den Hebesack auf eine Tiefe von etwa 17 m umzusetzen und dort zu befüllen. Dies gelingt beim zweiten Tauchgang und am Ende hängt der prall gefüllte Hebesack in einer Tiefe von 8 m.
Am Abend bringen wir mit dem Boot die 4 Stahlseile zum Wrack und lassen sie unter einigen Mühen an der ersten Orientierungsleine ab. Die Stahlseile haben je ein Gewicht von etwa 50 kg. Die Handhabung über und unter Wasser erweist sich als ein größeres Problem als gedacht – gerade das Verdrillen der Seile soll uns noch so einiges Kopfzerbrechen bereiten.
Nachdem ein Blinklicht auf den Fässern, welche die Stahlseile an der Wasseroberfläche tragen, angebracht wurde, geht es in eine weitere Nacht am Strand.
16.08.2006 (Mittwoch)
Das Wetter am morgen ist durchwachsen – um ca. 9 Uhr beschließen wir den Tauchgang zur Befestigung der Stahlseile an denen am Tag zuvor angebrachten Schekeln durchzuführen. Dirk macht sich zu seinem zweiten und letzten Tauchgang fertig. Der Zeitplan erlaubt auch keine weitere Verzögerung, da Dirk an diesem Abend zurück nach Krefeld fahren muss.
Mit 25 min Grundzeit schafft es Dirk alle 4 Haltepunkte mit Stahlseilen zu versehen. Nach etwas über einer Stunde ist er wohlbehalten an der Wasseroberfläche zurück.
Der Ponton kommt ins Wasser – der Wind lässt weiter nach und um 14 Uhr bewegt sich ein 8,60 x 9,60 großer Ponton mit 10 t Auftrieb in Richtung Wrack. Das Einhängen der Kettenzüge auf 20 m Wassertiefe übernehmen Bernd und Frank, dann betätigt Bernhard Reicherzer das erste Mal die 4 Kettenzüge und als wir 6 m eingeholt haben, springt der Abtreibalarm am Humminbird an Bord der Sonar I an – das Wrack schwebt frei über Grund! Unsere größte Sorge, nämlich die Saugwirkung des Schlamms, war weit geringer als befürchtet und konnte durch den gleichmäßigen Kettenzug problemlos überwunden werden. Das das stetige Abtreiben noch ein Problem werden konnte, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar. Anker bei einer Wassertiefe von 54 m und einem verschlammten Untergrund einzusetzen wäre sinnlos gewesen.
Das Wrack kann nach zweimaligem Umhängen der Ketten auf 10m unter die Wasseroberfläche gehoben werden – dann reißt einer der 4 Haltepunkte aus. Der Ponton hebt sich kurz und allen Beteiligten stockt der Atem. Nachdem der Mast mit einer Bandschlinge gesichert ist, wird ein neuer Haltepunkt am Ruder angebracht. Kurze Zeit später hebt sich der Mast aus dem Wasser.
Nun wird im Schneckentempo das Wrack Richtung Ufer geschleppt – durch das starke vertrieben werden während der ersten Stunden brauchen wir ganze 3 Std. bis zum Ufer. Bis das ganz aus dem Wasser gehoben und leergepumpt ist, ist es bereits 3 Uhr morgens. Das Spezialunternehmen hat die Arbeit mit vier 500Watt Strahlern während der Nacht ermöglicht.
Das Boot schwimmt aus eigener Kraft im Ponton.
17.08.2006 (Donnerstag)
Der Ponton wird geöffnet und das Wrack fährt heraus. Sofort wird mit dem Abbau des Pontons begonnen, während ein Team das Wrack leert.
Am Abend ist der Platz am Breitbrunner Dampfersteg wieder verlassen – das Wrack fährt Richtung Türkheim, der Ponton ist vollständig abgebaut und verladen.
09.09.2006 (Samstag)
Das Wrack wird auf einem LKW-Waschplatz gesäubert – nach 6 Std. glänzt es wie neu.